Schien das ortsunabhängige Arbeiten aus dem Ausland noch vor wenigen Jahren eine Modeerscheinung zu sein, propagiert von einer kleinen Gruppe „Digital Nomads“, die Bilder von sich mit Laptop am Strand oder Pool auf Bali über Social Media Kanäle verteilt haben, so ist es aktuell auch bei „normalen Angestellten“ immer mehr in den Fokus gerückt.
Bedingt durch monatelange Home Office Zeiten durch die Pandemie, hat sich langsam aber sicher bei vielen der Gedanke eingestellt: „Wenn ich von meinem Küchentisch zu Hause produktiv arbeiten kann, warum sollte ich das eigentlich nicht auch einem schönen, warmen Ort in der Welt können?“. So haben immer mehr Menschen in den letzten Monaten die Chance ergriffen, ihr Homeoffice mitzunehmen. In eine andere Stadt oder auch gleich ins Ausland.
Der schöne Begriff Workation ist so entstanden: Eine Auszeit vom Alltag, in der ich allerdings keinen klassischen Urlaub nehme, sondern für ein paar Wochen meinen Laptop einpacke, an einen Urlaubsort fahre, dort tagsüber arbeite und in der Freizeit im Meer bade, auf Vulkane wandere, die kulinarischen Köstlichkeiten vor Ort geniessen kann und vieles mehr.
Ich selber habe vor über vier Jahren mein klassisches Angestelltenverhältnis gekündigt, war eine Weile auf Weltreise, habe einen Angestellten-Job während der Pandemie remote von Thailand aus gemacht und mir mittlerweile ein komplett ortsunabhängiges Coaching-Business aufgebaut. Und sehe aktuell hier in Mexiko immer mehr Menschen, die einfach ihren deutschen Job mitgenommen haben und sich für ein paar Wochen unter die Digitalen Nomaden und Expats mischen... es ist also möglich & machbar!
Bevor es allerdings ans Koffer packen geht, gibt es einige Dinge zu beachten damit deine Workation ein Erfolg werden kann. Die richtige Unterkunft und der richtige Ort sind hierzu wesentliche Komponenten.
STEP 1: IST ES MÖGLICH?
Ehe du dich auf die Reise machst, kläre innerhalb deiner Firma was erlaubt ist. Manche Firmen zeigen sich hier sehr kooperativ und offen, andere haben größere Schwierigkeiten, oft auch aufgrund versicherungs- und steuerrechtlicher Themen, dich von anderswo arbeiten zu lassen. Ist dieser Schritt erfolgreich erledigt kannst du dich auf die Location-Suche machen.
DEINE BEDÜRFNISSE
Werde dir darüber bewusst, welche Art von Arbeit du während deiner Zeit im Ausland machen wirst und was du brauchst um produktiv zu sein und um dich wohlzufühlen. Stelle dir z.B. die Fragen:
- Habe ich viele Calls oder oder arbeite ich eher nur an meinem Laptop ohne viele Gespräche? Wenn du viele (Video-)Calls hast macht es z.B. keinen Sinn sich in einem großen offenen Coworkingspace ohne Telefonboxen einzumieten. Dann macht ein privater Raum mit Arbeitsplatz viel Sinn.
- Das definiert auch: Wie gut muss mein Internet sein? In großen Städten ist es meist besser, je kleiner und abgelegener der Ort, desto besser muss meine Recherche sein.
- Habe ich lieber meine Ruhe oder brauche ich Menschen um mich herum während ich arbeite? Brauche ich es leise oder laut? Ich z.B. mag ab und zu Menschen um mich rum und gehe dann ins Café. Dort ist es aber tendenziell laut. Ist das was für dich?
- Bin ich generell gerne alleine mit mir? Oder wünsche ich mir ein reges Sozialleben und will viele Menschen kennenlernen? Wenn du gerne alleine bist oder ihr gemeinsam reist ist ein größeres Apartment etwas außerhalb sicher eine schöne Idee. Wenn dir ein gutes Sozialleben wichtig ist, machen Orte, an denen viele andere Menschen auch am arbeiten sind Sinn.
DIE UNTERKUNFT
Es gibt unterschiedliche Optionen, wo du leben kannst während deinem Workation-Auslandsaufenthalt, hier stelle ich die wichtigsten Alternativen vor. Überlege: Was passt zu dir?
- Hotel. So wie du es aus dem Urlaub gewohnt bist. Vielleicht sogar mit Halb- oder Vollpension.
- Der Vorteil: Der Service. Du bekommst Frühstück und andere Speisen und musst dich nicht kümmern, dein Zimmer wird gereinigt. Und du fühlst dich wie im Urlaub.
- Der Nachteil: Du hast nur dein Hotelzimmer, wenn du Ruhe möchtest, bei Zoom Calls ist dein Bett im Hintergrund zu sehen und oft sind vor allem Urlauber um dich herum, die es meist nicht unbedingt einfacher machen produktiv zu sein.
- Manche Reiseanbieter haben sich mittlerweile auf den Trend eingestellt, z.B. bietet auch der Robinson Club ein Workation Package an auch TUI bietet mittlerweile Work & Vacation an.
- Apartment mieten über z.B. Airbnb, Booking oder auch andere Portale, je nach Region.
- Vorteil: Du hast meist mehr Platz, es fühlt sich wie ein echtes Zuhause woanders an, du hast die Möglichkeit dir ein Arbeitszimmer zu suchen und hast meist mehr Ruhe, du kannst auch mal was kochen. Geht auch mit Familie.
- Nachteil: Kein Service, keine anderen Menschen in unmittelbarer Umgebung, wenn du andere Leute Kennenlernen möchtest, musst du dich außerhalb vernetzen, z.B. in Coworking-Spaces oder auf Meetups, das ist am einfachsten dort wo es viele Digitale Nomaden gibt bzw. Leute die auch ortsunabhängig arbeiten (siehe unten).
- Hotel/Hostels für Remote Worker. Eine bekannte Ho(s)tel-Kette, die sich auf Remote Arbeiter eingestellt hat heißt Selina. Entstanden in Südamerika gibt es Selina-Ho(s)tels mittlerweile weltweit.
- Der Charme: Man kann recht günstig im Schlafsaal schlafen aber auch Einzelzimmer mieten. Es gibt immer eine Co-Working Area. Und jede Menge anderer Leute, die um die Welt reisen und dabei arbeiten. Viele Events und Parties.
- Der Nachteil: Wenig Privatsphäre und manchmal ist es ziemlich laut. Aber es kann ein toller Start sein, wenn man alleine unterwegs ist.
- Co-Living Houses. Manche Anbieter haben sich auch auf Co-Living spezialisiert. Beispiele dafür sind z.B. Outsite, Cohabs oder Node. Oft sieht das so aus, dass man ein Zimmer in einem größeren Haus mietet, in dem man zusammen mit anderen Professionals lebt und arbeitet.
- Der Vorteil: Man hat sein eigenes Zimmer auch mit Schreibtisch, aber direkt eine kleine private, meist interessante Gemeinschaft dabei. Co-Living ist aufs Arbeiten ausgelegt, Internet und Arbeitsplatz sind gut.
- Der Nachteil: Je nach Anbieter nicht ganz günstig, man teilt sich Haus uns Hof mit Fremden, das muss man mögen.
- Organisierte Workations mit Gleichgesinnten. Eine Möglichkeit viele Menschen kennenzulernen, die auch ortsunabhängig arbeiten, ist es, bei einer organisierten Workation mitzumachen. Es gibt hierfür verschiedenen Anbieter. Manche sind offen für jedermann, andere mehr spezialisiert auf z.B. Entrepreneurs. Hier lohnt es sich einmal tiefer einzusteigen.
- Vorteile: Ganz klar, das zeitlich begrenzte Zusammenleben & Arbeiten, Networken und organisierte Aktivitäten & Ausflüge an den jeweiligen Orten.
- Nachteile: Man ist natürlich recht eingebunden, auch das vielleicht weniger was für Individualisten, die ihre Ruhe möchten.
- Anbieter sind zum Beispiel: WIFI Tribe, Hacker Paradise, Remote Year, Nomad Escape, Unsettled.
DER ORT
Wichtig ist natürlich auch das WO. In erster Linie kannst du hier natürlich frei wählen, welcher Ort dich reizt und wo du gerne mehr Zeit verbringen magst.
Auch hier gilt: Was sind deine Bedürfnisse, privat und auch für deine Arbeit? Was ist dir wichtig? Welches Klima magst du? Berge oder Meer? Landessprache? Essen? Fahrt- oder Flugzeit? Freizeitbeschäftigungen?
Ich wähle mittlerweile Orte nach der besten Community aus, neben gutem Internet und einer Landschaft und einem Klima, das mich reizt und Freizeitbeschäftigungen, die mir Spaß machen-
Wenn Community bzw. das Kennenlernen von anderen (ortsunabhängig lebenden) Menschen für dich wichtig ist, dann kann ich dir die Digitalen Nomaden Hotspots dieser Welt empfehlen. Meist kommt du hier gar nicht drumrum ständig neue Leute kennenzulernen. Sei es im Coworking-Space, im Coffee Shop oder bei deiner der vielen Meetups oder Freizeitevents. In Playa del Carmen bin ich alleine in 17 WhatsApp & 8 Telegramm Gruppen, in denen es für jeden Geschmack das richtige Event gibt...
Auf nomadlist.com kannst dich grob über die Vor-und Nachteile der verschiedenen Orte informieren. Zu den Hotspots gehören unter anderem seit Jahren:
- Thailand. In Chiang Mai, Koh Lanta oder auch auf Koh Phangan triffst du garantiert auf viele Gleichgesinnte. Die Zeitverschiebung aus Deutschland ist tatsächlich ganz gut machbar. Die Infrastruktur, sprich Internet, ist überraschend gut.
- Kanarische Inseln. Gran Canaria (Las Palmas), Teneriffa oder auch Fuertventura (Corralejo) sind in den letzten Jahren immer beliebter geworden.
- Portugal. In Lissabon trifft ist die Community sehr lebendig, aber auch Ericeira (am Meer) oder die Region um Lagos ist sehr beliebt. Porto auch.
- Bali. Klassiker und seit jetzt auch wieder offen. In Canggu oder Ubud ist die Nomad Community am größten.
- Kapstadt. Besonders beliebt bei den Kitesurfen. Aber auch sonst zieht es viele dorthin, ein großer Vorteil ist die fast fehlende Zeitverschiebung aus Europa.
- Mexiko. In Mexiko City, Playa del Carmen, Tulum aber auch einigen anderen Städten finden sich viele Gleichgesinnte, oft aus den USA oder Kanada.
- Kolumbien: Klassiker ist hier Medellin als Digitale Nomaden-Hochburg. Nett eingebettet halb im Jungel, halb in der City gibt es im Expat Viertel El Poblado eine Menge netter Cafes und Co-Workings Spaces.
Und das um nur einige der Orte zu nennen, an denen du ganz sicher auf Gleichgesinnte Remote Co-Worker triffst. Die Gemeinschaft wächst und damit auch die Anzahl der Orte mit guter Community.
Im Übrigen kann es sich auch lohnen sich einmal Netzwerke wie z.B. Nomadbase anzusehen, die immer wieder Events anbieten an verschiedenen Orten in der Welt. So kann man auch wunderbar einmal in diese neue spannende Welt des ortsunabhängigen Arbeitens eintauchen und sich Inspiration holen.
Ich hoffe, ich konnte dir ein paar gute Insights mitgeben und deiner "Workation" oder dem Homeoffice aus dem Hotel oder Airbnb steht nun nichts mehr im Wege... Viel Spaß!
Falls du weitere Fragen hast, oder generell vielleicht an einem Punkt stehst wo du dir mehr Freiheit, Selbstbestimmung oder Erfüllung im Job wünschst, aber nicht genau weißt wie du da hinkommen sollst, dann melde dich gerne bei mir.
Ich schenke dir gerne 30 Minuten für mehr Klarheit wo es für dich hingehen kann. Als Life Design & Career Coach begleite ich Menschen dabei, neue berufliche Perspektiven zu entwickeln und sich ein Leben zu erschaffen, was sich 100% nach ihnen anfühlt. Klingt spannend? Hier geht's zum Kennenlerncall!